Astrophil und Stella: Musikalische und soziale Aspekte der Bauernaufstände im Jahr 1525
Rieser Nachrichten vom 16.05.2025
Ein Konzert in Auhausen beleuchtet die Bauernaufstände. Durch historische Kompositionen und eindrucksvolle Darbietungen wird die Not der Bauern erfahrbar.
„Astrophil und Stella: Spuren und Wege“ lautete der Titel eines Konzerts, das der Verein Musica Ahuse in der Klosterkirche Auhausen präsentierte. Ziel war es, die Situation der Bauern zur Zeit der Bauernaufstände um 1525 im Spiegel der damaligen Musik zu zeigen. Überraschenderweise erklang zu Beginn des Konzerts höfische Musik in französischer und okzitanischer Sprache, keineswegs die Musik von Bauern. Plötzlich schlichen sich aber „Mißtöne“ ein, zunächst durch die Gambe, dann durch die Traversflöte, die rhythmisch akzentuiert die heranrückenden Bauern verdeutlichte.
Musik der Bauern selbst, wie Johanna Bartz, Leiterin des jungen Ensembles „Astrophil und Stella“ klarmachte, sei aus naheliegenden Gründen nicht oft erhalten: Sie sei als zu „primitiv“ betrachtet worden, teure Instrumente konnten sich die Bauern nicht leisten. Insofern handelt es sich hier um Klanglandschaften und Zuschreibungen von Komponisten. In deutscher Sprache besang der virtuose Tenor Cyril Escoffier aus Lyon das Leid und die Not der Bauern, welche schließlich zu deren Aufstand führten. Visuell sichtbar während des Konzerts in der Kulisse des Chorraums durch die von den Bauern zerstörten und ramponierten Holzfiguren des Chorgestühls. Die unerträglichen Abgaben des Zehnten an Obrigkeit und Kloster, sowie die vorausgegangenen Dürrejahre hatten sich in die Zerstörungswut der Bauern gesteigert.
Höhepunkt des Konzerts in Auhausen: Anklage eines Bauern über die Schlacht bei Ostheim
Nun änderte sich die Musik vom Thema her, beispielsweise hörten die Besuchere ein Spottlied auf die Geistlichkeit von Stefan Zirler, „Ich will fürthhin gut bepstisch sein“, eindrucksvoll von der Tenorstimme interpretiert. Höhepunkt des Konzerts war die musikalische Interpretation einer unter die Haut gehenden Anklage der Bauern mit dem Text aus einem fliegenden Blatt über die Schlacht bei Ostheim :.... „ manch Bauer großen Schaden empfing Angst war ihm zumute..... Flieht! Flieht!..... Das Dorf auch großen Schaden empfing,...... Ich hab‘s ihnen gesungen zur Ehr.“
Zeitgenössische Kompositionen von Ludwig Senfl, Balthasar Resinarius, Elias Nicolaus Ammerbach wurden in wechselnden Instrumentierungen geboten: Mal stach das Solovirginal von Mira Lange hervor, dann die melancholische Viola da Gamba von Filipa Moto de Meneses. Johanna Bartz glänzte an ihren verschiedenen Traversflöten, so etwa in einem getragenen Passamezzo von Ammerbach auf ihrer Bass-Traversflöte. Trotz der katastrophalen Bilanz der geschichtlichen Bauernaufstände kamen im Konzert auch einige fröhliche Tanzstücke und zum Schluss das berühmte „Verleih‘ uns Frieden gnädiglich“ zu Gehör.
Bei den sympathischen jungen Interpreten handelt es sich um versierte Musiker der „Alten Musik“. Allesamt sind auf ihrem jeweiligen Fachgebiet als Dozenten tätig, an der berühmten Schola Basilensis in Basel sowie in Berlin. Bei der interessierten Zuhörerschaft hinterließ das Konzert des Ensemble betroffenes Nachdenken. Die Musikreihe „Spuren und Wege“ zur Einfühlung in die Zeit der Bauernaufstände wird fortgeführt mit Capella de la Torre am Samstag, 28. Juni, in Auhausen. (Monika Knecht-Frey)
Musica Ahuse e.V.
Klosterhof 4 · 86736 Auhausen
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