Musica Ahuse


Daniela Niedhammer & Viktor Töpelmann

Himmel und Erde - Klingende Himmelsvisionen des 17. Jahrhunderts

am Samstag, 28. Oktober 2023 um 19:30 Uhr
» ehem. Klosterkirche Auhausen

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Viktor Töpelmann, Viola da gamba von Hans Khögl (Wien 1674)
Daniela Niedhammer, Truhenorgel von Johannes Rohlf (Seitzental, 2017)

»Harmonice Mundi - klingende Himmelsvisionen für Viola da gamba und Orgel«

„Es sind also die Himmelsbewegungen nichts anderes als eine fortwährende mehrstimmige Musik“, schrieb 1619 der Astronom Johannes Kepler in seinem Werk Harmonices Mundi Libri V. Da die mathematischen Proportionen der himmlischen Planeten- Bahnen und der irdischen Harmonie übereinstimmen, kann der Mensch „die fortlaufende Dauer der Weltzeit in einem kurzen Teil einer Stunde mit einer kunstvollen Symphonie“ darstellen und so „das Wohlgefallen des göttlichen Werkmeisters an seinen Werken soweit wie möglich nachkosten in dem so lieblichen Wonnegefühl, dass ihm diese Musik in der Nachahmung Gottes bereitet“. Für Kepler spiegelt die musikalische Harmonie transzendentale Prinzipien und so bietet die Musik den Menschen einen Weg und ein Vokabular, sich dem Geheimnis der Welt zu nähern.

Um dieses »so liebliche Wonnegefühl« einer musikalischen Annäherung an Gott in ihrer Kirche klanglich nachkosten zu können, erwarb das Benediktinerstift Kremsmünster in den 1670er Jahren eine große Anzahl an Streichinstrumenten. Unter diesen befand sich auch eine Bassgambe des Wiener Geigenbauers Hans Khögl von 1674, die bis heute in einem weitgehend originalen Zustand überliefert ist und in diesem Konzertprogramm wieder zum Klingen und Singen gebracht wird. Das Instrument und der damalige Gambist des Stifts Kremsmünster Matthias Catharina Puecher inspirierten Viktor Töpelmann, sich auf die Suche nach einem passenden solistischen Repertoire und den entsprechenden Klängen aus dem späten 17. Jahrhundert zu machen. Während prächtige Instrumente der Gambenfamilie aus dem süddeutsch-österreichischen Raum – von Khögl in Wien, Johannes Schorn in Salzburg oder Johann Seelos in Linz – erhalten sind, ist keine originäre solistische Gambenliteratur aus der Gegend überliefert. Stattdessen spielten virtuose Gambisten, wie Puecher oder Gottfried Finger (c1660–1730), offenbar Violinmusik auf der Gambe.

So sind in diesem Konzertprogramm neben Gambenkompositionen von August Kühnel (1645 – nach 1699) und Johannes Schenck (1600 – nach 1717) vor allem Transkriptionen von Geigenmusik zu hören: eine Sonate Ignazio Albertinis (c1644–1685), die der Gambist Gottfried Finger um 1700 für sein Instrument bearbeitete, eine Violinsonate Johann Heinrich Schmelzers (c1620–1680) und zwei Werke Heinrich Ignaz Franz von Bibers (1644–1704) in Transkriptionen von Viktor Töpelmann. Dazu erklingt Tastenmusik der Zeit von Johann Pachelbel (1653–1706).

Fotos: Daniela Niedhammer (c) Valentin Behringer - Viktor Töpelmann Portrait SW (c) Martin Chiang


Foto: Khögl Zettel (c) Viktor Töpelmann

Viktor Töpelmann studierte Musik am King’s College London und Barockvioloncello und Viola da gamba an der Royal Academy of Music London und an der Hochschule für Musik Köln. Von 2011 bis 2015 war er Stipendiat der King’s College Graduate School und wurde 2016 mit einer Arbeit über das kulturelle Umfeld der Familie Mozart in Salzburg promoviert.
Viktor Töpelmann ist gleichermaßen aktiv als Cellist und Gambist und tritt regelmäßig als musikalischer Leiter und Dirigent in Erscheinung. Von 2015 bis 2022 war er künstlerischer Leiter des Vokal Ensemble München. Seine profunden Kenntnisse im Bereich der historischen Aufführungspraxis und der historischen Instrumentenkunde dienen Viktor Töpelmann als reiche Inspirationsquelle für ein lebendiges Musizieren. Zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen über die Familie Mozart, das kulturelle Leben im 18. Jahrhundert in Salzburg und instrumentenkundliche Themen, sowie seine akribisch konzipierten Konzert- und CD-Programme weisen ihn als kreativen Musikforscher und inspirierenden Musiker aus.

In München geboren ist Daniela Niedhammer seit einigen Jahren als Dirigentin, Cembalistin und Organistin im Raum Basel (CH) tätig. Mit ihrem Barockensemble Der Musikalische Garten gewann sie 1. Preise und Auszeichnungen im Bereich Alte Musik und konzertiert regelmäßig in der Schweiz und Deutschland. Daneben arbeitet sie als Korrepetitorin und Dirigentin und hat die künstlerische Assistenz der Mädchenkantorei Basel inne.
Daniela Niedhammer studierte in Basel an der Schola Cantorum Basiliensis Cembalo/ Generalbass und Orgel. Davor absolvierte sie ein Cembalostudium und eine kirchenmusikalische Ausbildung (A-Diplom) an der Hochschule für Musik und Theater München. Zu ihren Lehrern zählen Jesper Christensen, Christine Schornsheim, Andreas Staier, Lorenzo Ghielmi und Edgar Krapp. Chorleitung studierte sie bei Markus Utz und Michael Gläser.

www.viktortoepelmann.com


Um 18:00 Uhr bieten wir eine kostenlose Kirchenführung an. Dazu ist keine Anmeldung erforderlich.

Presse


Impressionen :: "Harmonice Mundi - klingende Himmelsvisionen für Viola da gamba und Orgel"

Musica Ahuse e.V. vom 28.10.2023

Fotos: Nathalie Schnider-Lang

Mit dem Konzert am 28.10.23 landete Musica Ahuse in verschiedener Hinsicht einen Volltreffer! Durfte das Publikum doch einem wunderbaren Instrument, der Viola da Gamba lauschen, gespielt von einem wahren Könner seines Fachs, Viktor Töpelmann. Begleitet wurde er von Daniela Niedhammer, einer Spezialistin für Alte Musik auf der Truhenorgel.
Zusätzlich fand es in Viktor Töpelmann einen kreativen Musikforscher , der sein profundes Wissen während des Konzerts gerne an das staunende Publikum weitergab und damit zum vertieften Verständnis der dargebotenen Musik beitrug.

Begrüßt wurden die Künstler und Musikfreunde in launigen Worten vom Hausherrn selbst, Pfarrer Wolfgang Layh, der passenderweise die Verbindung des Konzerts “Himmel und Erde“ zu der gleichzeitig beobachtbaren partiellen Mondfinsternis herstellte.

Viktor Töpelmann spielt ein hervorragendes Originalinstrument, eine Bassgambe, welche 1675 vom Wiener Geigenbauer Hans Khögl gebaut wurde und nun vom Künstler Töpelmann zum Singen und Klingen gebracht wird.

Und welch ein Klingen! Nach der Vorstellung des Astronomen Johannes Kepler, der für das Konzertmotto Pate stand, sind im Himmel alle Töne vorhanden. Wir auf der Erde „schmecken“ nur einen Teil davon. Herr Töpelmann erklärt die Musikstücke des ersten Teil des Konzerts als Abwärtsbewegung von oben, dem Himmel, nach unten. Dies kommt in den Sonaten von J.H.Schmelzer und August Kühnel sehr schön zum Ausdruck. Noch im zyklischen Zeitgefühl der Epoche Keplers „dreht sich die Musik und verwandelt sich dabei.“
Weil aus dieser Zeit wenige originäre Gambenstücke überliefert sind, transkribierte der Musiker für die Geige komponierte Stücke auf die Gambe, so die Sonata I in D-Moll des italienischen Geigers Ignazio Albertini.

Im zweiten Teil des Konzerts gehe die Bewegung in der umgekehrten Richtung vom Irdischen, der Dunkelheit hinauf zum Licht des Himmels.
Bei der ausgewählten Musik handelt es sich ursprünglich um „private Andachtsmusik“, die vom bekannten Komponisten Heinrich Ignaz Franz von Biber für den Erzbischof von Salzburg komponiert wurde.
Eindrücklich nun die Solo-Partita von Johann Pachelbel über das Thema „Alle Menschen müssen sterben“, dargeboten von Daniela Niedhammer.
Wiedererkennungswert besitzen die virtuos gespielten Variationen von Johann Schop, weil sie das bekannte Dowland-Thema der “ Sieben Tränen“ aufgreifen.

Der Kreis schließt sich zum Ende mit der Sonata „Mariä Himmelfahrt“ von H.I.F. von Biber. In 40 Variationen steigt die Musik der Gambe wunderbar nach oben, wird immer freier, filigraner, eine schwebende Musik, die sich vorstellungsmäßig im Dunst auflöst.

Ein beglückender Konzertabend für alle, die den Weg nach Auhausen gefunden haben und dem harmonischen Duo Niedhammer/Töpelmann lauschen durften!

Monika Knecht-Frey

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