Musik, die einst Hildegard von Bingen schuf
Friedrich Wörlen vom 22.04.2024
Anfahrt und Zugang über Stock und Stein, der „Konzertsaal“ eine Baustelle und noch winterkalt – echte Freunde Alter Musik und hartgesottene Stammgäste lassen sich durch solche Nebenaspekte nicht von einer Pilgerreise nach „ahuse“ abhalten, erst recht nicht, wenn es um die Visionen er Hildegard von Bingen geht, der Prophetin der „Unio Mystica“; angeboten vom Ensemble „Ars Choralis Coeln“.
Das Programm folgte in musikalischer Beziehung der Gottesdienstordnung der Vesper, des klösterlichen Abendgebets, wie es die mittelalterliche Mystikerin, Äbtissin, Dichterin, Komponistin und Kirchenlehrerin Hildegard von Bingen während ihres Klosterlebens von 1112 bis 1179 täglich vollzog. Folglich war Latein die Sprache des Abends, und die Zuhörer fühlten sich ein bisschen wie das unmündige Kirchenvolk vor der Reformation, aber trotz der begrenzten Möglichkeiten des zwölften Jahrhunderts gelang es dem Ensemble, der „Gemeinde“ die andächtige Stimmung und den Charakter jeweiligen Stücke zu vermitteln. Selbst unter der flachen Holzdecke des Auhausener Kirchenschiffs wurden die Emotionen der Sehnsucht und Hingabe der „Sponsa Christi Hildegardis“ im dreiteiligen „Invitatorium S. Hildegardis“ oder der freudigen Erregung im „Hymnus in assumptione beate marie virginis“ spürbar. Regelmäßig erhoben sich die glockenreinen Stimmen im Wechsel von Vorsängerin und Ensemble, je nach Komposition a capella oder über einem Tongeflecht aus Glocken, Fidel und Harfe in die Höhe des Kirchenraums, und der Zuhörer fragte sich wie die Musik geklungen hätte, , wäre der gotische Chor mit dem bekannten Altar von Hans Schäufelein optisch und akustisch in das Geschehen mit einbezogen gewesen.
Das Ensemble aus fünf hochqualifizierten Musikerinnen bot zwar klösterliche Musik, das äußere Erscheinungsbild und das Auftreten war aber eher höfisch und optisch-wirkungsbewusst. Nur die Leiterin Maria Jonas hatte sich - wenigstens der Farbe nach – in nonnenhaftes Schwarz gewandet, ohne allerdings auf Goldschmuck, wie er vielleicht von der Äbtissin Hildegard getragen werden konnte, zu verzichten.
Natürlich geizte das Publikum trotz der sakralen Aura nicht mit Beifall, und nach dem erhellenden Schlusswort der „Äbtissin“ schlossen die fünf Musikerinnen den Abend mit einem Osterchoral der Beginen aus dem sechzehnten Jahrhundert, bei dem die Strophen lateinisch, der Refrain aber deutsch (und im reigenhaften Dreiertakt) gesungen wurden.
Musica Ahuse e.V.
Klosterhof 4 · 86736 Auhausen
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