Musica Ahuse


Duo Enßle - Lamprecht

A Dreaming Lover - Geheime Wünsche eines Mönchs

am Samstag, 15. Juni 2024 um 19:30 Uhr
» ehem. Klosterkirche Auhausen

Liebeslieder des Mönchs von Salzburg (14. Jh)

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Anne-Suse Enßle: Blockflöten, Doppelflöten, Harfe, Doucaine
Philipp Lamprecht: Stimme, Mittelalterpercussion, Einhandflöte, Organetto, Tympanon, Strohfidel, Drehleier

Um die anonym gebliebene Figur des Mönch von Salzburg ranken sich zahlreiche Legenden. Diesem mittelalterlichen Dichter und Komponisten ist ein reiches Werk zuzuordnen (über 100 in Wort und Notenschrift erhaltene geistliche und weltliche Werke) welches in über hundert Handschriften überliefert ist. Umso erstaunlicher ist es, dass es bis heute nicht gelungen ist, dieses „Phantom“ einer Einzelperson klar zuzuordnen.

Es scheint gesichert, dass es sich um einen namentlich nicht genannten Kleriker handelt, der vermutlich einem der Salzburger Klöster (Augustiner Chorherren oder Benediktiner) angehörte. Seine Tätigkeit im Dunstkreis des Salzburger Erzbischofs Pilgrims II. (1365-1396) ist mehrfach schriftlich überliefert. In einem seiner Liedtexte wird ein Aufenthalt in Prag erwähnt und des Weiteren auf eine Verbindung zum Kaiserhof Wenzels III. hingewiesen. In Bezug auf Texte (Wortgebrauch) und Musik (Kontrafaktum einer Chace) lassen sich Einflüsse aus dem langue d‘oil-Bereich (nördliches Frankreich) erkennen. Der geistige Horizont des Mönch scheint sich somit weit über seinen Salzburger Wirkungskreis hinaus erstreckt zu haben.
Eine These, die bis heute nicht widerlegt wurde, besagt, dass es sich beim Mönch sogar um den Salzburger Erzbischof Pilgrim II. selbst gehandelt haben könnte.

Eine weitere Theorie erklärt, dass die Bezeichnung Mönch möglicherweise sogar ironisch zu verstehen ist. Hier wird mit den teilweise sehr expliziten Texten der weltlichen Lieder argumentiert, bei denen es fraglich erscheint, ob diese wirklich von einem Kleriker stammen können….

Diesem Konzertprogramm liegt die Annahme zu Grunde, es handle sich bei den über fünfzig weltlichen Liedern um großteils mehrstimmiges und auch mehrstimmig improvisiertes Repertoire.

Nur vereinzelt, jedoch absichtsvoll wurde im Falle des Mönch Mehrstimmigkeit im Mondsee-Wiener Liederhandbuch schriftlich festgehalten. Absichtsvoll deshalb, da eine Reihe von Einzelbeispielen hintereinander überliefert sind, welche uns verschiedene Möglichkeiten aufzeigen, wie diese sinnvoll auf andere Lieder übertragen werden können.

Dazu gesellt sich die Ansicht, dass sich die überlieferten Melodien aufgrund der Textdichte und vieler großer Intervallschritte besonders auch für instrumentalen Kontrapunkt eignen.

Des Weiteren ist es durchaus denkbar, dass etwa auch Verzierungen und frühe Diminutionen Teil der Aufführungspraxis sein können.

Die einstimmigen Estampien sind als instrumentale Kommentare zur jeweiligen Melodie-Vorlage zu verstehen. Ihnen liegt die aufführungspraktische Annahme zugrunde, dass eine wohlbekannte Melodie des Mönch für den mehr oder weniger virtuosen Gebrauch für ein Instrument eingerichtet und in diesem Prozess weiterentwickelt wurde. Der Charakter der Stücke richtet sich jeweils nach dem verwendeten Instrumentarium – diese Prämisse gilt im Übrigen für alle rein instrumentalen Einrichtungen in diesem Konzertprogramm, die neben den Melodien des Mönch auch den Farbenreichtum mittelalterlichen Instrumentariums abbilden und die Vielzahl von Kombinationsmöglichkeiten aufzeigen möchten:

Ein reicher und prunkvoller Hof wie jener Pilgrims II. dürfte auch im Bereich der Musikinstrumente großzügig ausgestattet gewesen sein. Aufgrund dieser Annahme haben wir uns entschlossen, dem musikalischen Reichtum eine instrumentale Entsprechung entgegenzustellen und bieten den anonymen Mönch neben solistischem Gesang mit verschiedenen historischen Blockflöten, Doppel- und Einhandflöten, Doucaine, Organetto, Hackbrett, Harfe sowie verschiedenen Landsknechttrommeln, Tamburelli und sogar mit einer historischen Strohfidel dar.

Unser Ansatz ist es, aus einem Fragezeichen ein Ausrufezeichen für den Mut eigenständig geprägter ein- und mehrstimmiger Fassungen dieses wunderbaren Repertoires zu machen. Dabei sind wir uns des hohen persönlichen kompositorischen und improvisatorischen Anteils bewusst, der unserem Publikum auf möglichst vielen Ebenen die vielgestaltige Figur des Mönchs nahebringen soll.

Der Trailer des Programms »Anonymous Lover« ist hier: https://youtu.be/Gz_SgDgJp9o?si=XeF56LkE_0XVPcst

www.enssle-lamprecht.com

Foto: André Hinderlich


Um 18:00 Uhr bieten wir eine kostenlose Kirchenführung an. Dazu ist keine Anmeldung erforderlich.

Presse


Aus den Handschriften des "Mönchs von Salzburg"

Musica Ahuse e.V. vom 21.06.2024

Wieder einmal gelang es dem Verein Musica Ahuse, der sich der Pflege Früher Musik widmet,

ein hochkarätiges Duo in die altehrwürdige Klosterkirche einzuladen.

Mit Anne-Suse Enßle, Dozentin für Blockflöte in Innsbruck und Salzburg und Philipp Lamprecht, Komponist und Instrumentalist aus Leipzig fanden sich zwei exzellente Musiker zusammen, die sowohl zeitgenössische wie auch frühe Musik in außergewöhnlichen Kombinationen aus verschiedenen Blockflöten, Schlaginstrumenten, der menschlichen Stimme und historischen Saiteninstrumenten erkunden.

Das Thema dieses Konzertabends waren den weltlichen Werken des „Mönchs von Salzburg“ gewidmet. Die besonders kreativen melodischen Einfälle und die textliche Tiefe dieses bis heute anonym gebliebenen Minnesängers sollten endlich einem größeren Publikum bekannt gemacht werden.

Dieses Motiv ging auf, dies sei vorweg gesagt, denn die Vorstellung der beiden virtuosen Künstler bezauberte das Auhausener Publikum rundum: „Erste Sahne!“, wie ein kundiger Konzertbesucher kurz zusammenfasste. Die kundige, charmante Moderation von Frau Enßle trug sehr zum Verständnis der dargebotenen Musik, ihrer besonderen Instrumente und der Art des Musizierens bei.

Grundgerüst des Konzerts bildeten die Liebeslieder in mittelhochdeutscher Sprache .Es geht dabei um verschiedene Facetten der Liebe, der Huldigung der geliebten Frau, aber auch um den „Klaffer“, der versucht, die Liebenden schlecht zu machen. Höhepunkt war das anrührende Tagelied „Gar leis in senfter weis“, in dem in innigen Worten der Moment des Abschieds der Liebenden geschildert wird.

Aber nicht nur im gesungenen Lied verzauberten die beiden Künstler ihr Publikum, sondern ganz besonders durch die Kombination verschiedenster Instrumente, die gekonnt die jeweiligen Gefühle der Minnelyrik zum Ausdruck brachten. Meditativ in der Verbindung einer einfachen Melodie auf der Harfe zum Gesang des Mönchs, temperamentvoll und laut auf dem Tamburello, der Landsknechtstrommel und Altflöte, wenn Wut und Schmerz ausgedrückt werden sollten.

Lautmalend die Vogelstimme eines Falken nachahmend bot Frau Enßle ein virtuoses Flötenspiel , eine ihrer Eigenkompositionen über ein Motiv aus der Minnelyrik.

Wie selbstverständlich wechselte die Künstlerin zwischen ihren verschiedenen Blockflöten, besonders eindrucksvoll die Doppelflöte, die einen delikaten chorischen Eindruck hinterließ.

Philipp Lamprecht glänzte durch seinen klaren Gesang, aber auch an den Instrumenten, der Drehleiher, dem mittelalterlichen Hackbrett und den verschiedenen Trommeln. Sogar die „One man band“ des Mittelalters, wie Anne-Suse Enßle erklärte, brachte Lamprecht im gleichzeitigen Spiel auf der Einhandflöte und der Landsknechtstrommel zu Gehör.

Aus den überlieferten Handschriften des „Mönchs“ instrumentierten die beiden Musiker eigenständige, meist mehrstimmige Fassungen, die sie auch durch Improvisationen erweiterten.

So wurden die “geheimen Wünsche des Mönchs“ in vielfältiger Weise in ein- und mehrstimmigen Fassungen auf historischen Instrumenten erfahrbar gemacht. Ein berührender Abend, der das handverlesene Publikum beglückt in die laue Sommernacht entließ.

Von Monika Knecht-Frey
Fotos: Nathalie Schnider-Lang

https://www.augsburger-allgemeine.de/noerdlingen/auhausen-die-geheimen-wuensche-eines-moenchs-id71170786.html


Downloads zum Programm 2024

Musica Ahuse e.V. vom 29.01.2024

Hier finden Sie das Konzertprogramm und die Plakate zum Download:

musica-ahuse-konzertprogramm-2024.pdf (593 kB)

2024-04-20-plakat_ars_choralis_coeln-rkt.pdf (366 kB)

2024-06-15-plakat_duo_enssle_-_lamprecht.pdf (6106 kB)

2024-07-20-plakat_capella_de_la_torre.pdf (2421 kB)

2024-08-31-plakat_duo_ambrosini_-_rusche.pdf (5210 kB)

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